07. Februar 2023

Nächstenpflege im Mittelpunkt

Beim Gespräch mit dem Vorstand des VdK-Kreisverbandes Heidenheim geht es um den Pflegenotstand und die Belastung pflegender Angehöriger
V.l.n.r: Liselotte Haag (Kreisschriftführerin), Wolfgang Klook (VdK Kreisvorsitzender), Karl Renner (stellvertretender Kreisvorsitzender), Angelika Schiele-Baun (Kreisfrauenbetreuerin), Roderich Kiesewetter (MdB).
V.l.n.r: Karl Renner (stellvertretender Kreisvorsitzender), Liselotte Haag (Kreisschriftführerin), Angelika Schiele-Baun (Kreisfrauenbetreuerin), Wolfgang Klook (VdK Kreisvorsitzender), Roderich Kiesewetter (MdB).

Kürzlich traf der direkt gewählte Bundestagsabgeordnete Roderich Kiesewetter die Mitglieder des Vorstands des VdK Kreisverbands Heidenheim um Vorsitzenden Wolfgang Klook zum Gespräch. 

Der VdK hat sich 2022 an der Aktion #nächstenpflegen im Rahmen der bundesweiten Pflegekampagne beteiligt und stellte diese dem Bundestagsabgeordneten vor. Dabei soll der Fokus verstärkt auf die Nächstenpflege gelegt werden, also auf Angehörige, die Pflegebedürftige zuhause pflegen. In Deutschland werden 80 Prozent der über vier Millionen Pflegebedürftigen zuhause versorgt – allein in Baden-Württemberg betrifft dies rund 378.000 Menschen. 

Im Landkreis Heidenheim werden rund 3.200 Menschen zu Hause gepflegt, berichtete der Vorstand des VdK: „Für unsere Gesellschaft ist die Pflege durch Angehörige enorm wichtig und sie wird auch in Zukunft, angesichts des demografischen Wandels, noch wichtiger für die Versorgung von Pflegebedürftigen werden. Dennoch werden pflegende Angehörige von der Politik alleingelassen und ersticken in Bürokratie.“ Deshalb war es ein zentrales Anliegen des Gespräches, das Augenmerk politischer Entscheidungsträger auf Verbesserungen in diesem Bereich zu legen.

„Das Thema Pflege ist zentral, auch in meiner Familie beschäftige ich mich wie die meisten anderen damit“, so Kiesewetter. „Angesichts unserer alternden Gesellschaft und angesichts eines weiterhin zunehmenden Pflegekräftemangels, wird auch die Pflege durch Angehörige im Fokus bleiben. Dabei bedarf es auch hier unbedingt Entlastungen der Angehörigen. Das sollte bei der angestrebten Reform unseres Gesundheitssystems mitbedacht werden.“ 

Insgesamt zeige sich der dramatische Reformbedarf unseres Gesundheitssystems immer deutlicher, deshalb unterstütze er auch die Reformbemühungen des Bundesgesundheitsministers. Kiesewetter: „Das Gesundheitssystem Deutschland leidet insgesamt an strukturellen, politischen und gesellschaftlichen Problemen und Herausforderungen. Das ‚Leiden‘ findet zwar auf aktuell sehr hohem Niveau statt, denn unsere ärztliche Versorgung ist im Vergleich zu anderen Ländern sehr gut. Aber der Druck auf die Beschäftigten in der Pflege steigt und somit auch auf Angehörige, die Pflege selbst übernehmen.“

Vorsitzender Wolfgang Klook berichtete, dass eine wichtige Anlaufstelle für pflegende Angehörige im Landkreis der Pflegestützpunkt beim Landratsamt sei. „Allerdings brauchen wir einen Ausbau von Beratungsstellen, Pflegestützpunkten, von Angeboten für Pflegebedürftige wie Angehörige und drittens einen Anspruch auf einen Tagespflegeplatz oder Kurzzeitpflegeplatz für jeden Pflegebedürftigen. Für den VdK ist klar, dass Angehörigenpflege denselben gesellschaftlichen Stellenwert wie Kindererziehung hat und deshalb analog zum Anspruch auf einen Kinderbetreuungsplatz, dieser Anspruch auch für die Pflege gelten muss.“ Auch sei dringend notwendig, das Pflegegeld jährlich anzupassen. Betroffene melden sich oft, weil sie am Ende der Kräfte sind. Deshalb sei dem VdK dieses Thema so wichtig.
Roderich Kiesewetter sagte zu, bei der Bundesregierung nach den Plänen für eine bessere Anerkennung von Pflegezeiten und die Dynamisierung des Pflegegeldes nachzufragen und dies anzuregen.

Der VdK hat in jeder Teilgemeinde im Landkreis Heidenheim Ansprechpartner, die im Bereich des Sozialrechts Betroffene beraten. Durch das Engagement ist die Mitgliederzahl des VdK zum 1.1. auf 4.528 gestiegen. „Die Entwicklung zeigt, wie wichtig der Einsatz für soziale Gerechtigkeit bleibt, damit Menschen mit Behinderung, chronisch Kranke, Pflegebedürftige sowie Rentnerinnen und Rentner ein würdiges Leben mit umfassender Teilhabe am gesellschaftlichen Leben führen zu können,“ erläuterte Wolfgang Klook. So konnten rund 2000 Beratungsgespräche und 161 Sozialgerichts- und Widerspruchsverfahren im Landkreis geführt werden. Das Thema Pflege müsse dabei oben auf die politische Agenda, waren sich die Vorstandsmitglieder des VdK mit Kiesewetter einig. 

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